Ich sage: Erst mal entspannen. Denn etwa zwei Drittel aller Frauen kommen durch Geschlechtsverkehr allein nur sehr selten oder gar nicht zum Orgasmus. Die allermeisten Frauen brauchen die direkte Stimulation der Klitoris, um zu kommen. Eine Frau kann zum Beispiel eine Hand zwischen sich und ihren Partner legen und während der Penetration gleichzeitig ihre Klitoris stimulieren. Oder sie kommt vorher oder nachher durch andere Stimulationen und er während des Geschlechtsverkehrs. Am leichtesten kommt eine Frau aber zum Orgasmus, wenn sie sich von Leistungsdruck und Erwartungen befreien kann, und ein Mann auch. Letztlich geht es darum, Sex miteinander zu genießen. Wichtig ist, dass es beiden Beteiligten Spaß macht. Und ein Orgasmus ist ein Orgasmus, egal, wie er kommt.
Es kommt auf viele Dinge an, ob das klappt oder nicht. Auch die Kompatibilität der Geschlechtsorgane spielt eine Rolle. Wie groß ist "Er"? Hat er die richtige Größe für „Sie“? Oder ist "Er" zu groß oder zu klein? Wie hart ist „Er“? Ein bestimmter „Er“ kann für das „Sie“ einer bestimmten Frau etwas zu klein oder zu dünn oder nicht hart genug sein, so dass zu wenig Reibung entsteht. Oder er ist zu hart und zu groß und reibt die zarte Innenhaut zu stark. Wie ist der Rhythmus des Partners? Ist er gerade richtig? Oder zu schnell? Oder zu langsam? Wie ist der eigene Bewegungsdrang? Ist es besser, sich selbst rhythmisch zu bewegen, um die Erregung zu steigern? Oder ist es erregender, sich ganz passiv penetrieren zu lassen? Was gefällt dem Partner, wie reagiert er worauf? Es kann viele Dinge geben, viele Kleinigkeiten, die sich bei einem Partner besser oder schlechter anfühlen als bei einem anderen. Es kann sein, dass eine Frau bei der Penetration mit dem einen Partner leicht zum Orgasmus kommt und mit dem anderen nicht, obwohl sie sich beim Geschlechtsverkehr nicht grundlegend unterscheiden.
Oh Gott! kannst du denken. Das klingt schwierig. Ich habe es mir einfacher vorgestellt. Ich dachte immer, es würde von selbst passieren. Es wäre die einfachste und natürlichste Sache der Welt. Also eine Art Rechnung: Mann + Frau = Sex und sprudelnde Orgasmen. Bei vielen Paaren und Sexualpartnern ist das auch so. Wenn nicht, gibt es immer die Möglichkeit, vieles anders zu justieren, Neues auszuprobieren, zu üben, damit es mit der Zeit immer schöner wird. Ziel ist es, dass Frau und Mann auch sexuell ein eingespieltes Team werden, das sich hier und da vom Gewohnten lösen und neue Wege ausprobieren kann. Und wichtig: Lust muss nicht jedes Mal ein Superlativ sein, lustvoll reicht oft auch. Bis beide wieder Zeit und Ruhe haben, die Kinder bei den Großeltern sind, die Bude sturmfrei ist.
Das sind die fünf Säulen der weiblichen Lust: Selbst-Erlaubnis (ich darf), Selbst-Erkenntnis (ich spüre mich), Sicherheit (ich bin im Vertrauen), Zeit (in aller Ruhe) und die richtige Stimulation (ich weiß wie). Und schon sprudeln in den meisten Fällen die Orgasmen.
(Mehr über das Thema in meinem Buch "Endlich guter Sex. Fälle aus der Praxis einer Sexualtherapeutin.")