Mut beginnt an der Wohnungstür
Stellen Sie sich vor: Jemand klingelt an der Tür einer Sexualtherapeutin. Zwei Etagen tiefer öffnet sich die Haustür. Schritte sind zu hören – mal zögerlich, mal federnd. Dann der erste Blick: vorsichtig, manchmal verlegen, oft hoffnungsvoll. Dieser Moment ist mehr als nur eine Begrüßung – er ist ein Meilenstein. Denn der schwerste Schritt liegt bereits hinter dieser Person: zuzugeben, dass etwas nicht stimmt und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Und das erfordert Mut – ganz gleich, ob es um sexuelle Unlust, Schmerzen beim Sex oder Unsicherheit im Umgang mit dem eigenen Körper geht.
In meiner Arbeit lade ich neue Klientinnen und Klienten zunächst ein, anzukommen – wirklich anzukommen. Auf der roten Couch dürfen sie erstmal durchatmen. Nichts muss sofort gesagt werden. Kein Druck. In der Therapie ist Vertrauen der erste Schritt. Danach folgt die Entlastung: Endlich über etwas sprechen dürfen, was lange verschwiegen wurde. Danach beginnen wir mit einem sanften Erkunden: Was genau ist das Problem? Was wünscht sich die Person? Welche Gedanken, Gefühle und Körperreaktionen sind damit verbunden? Jeder Mensch bringt seine eigene Geschichte mit – meine Aufgabe ist es, einen Raum zu schaffen, in dem diese Geschichte Platz hat. Und neue Kapitel beginnen dürfen.